Leben

Der geborene Maler

David Hockney schlägt schon früh den Weg der Kunst ein. Ein anderer Beruf als Maler kommt für ihn nicht in Frage.

Die Eltern

David Hockney, My Parents, 1977, Öl auf Leinwand, 193 × 183 cm, Tate: Erworben 1981, © David Hockney

1937 wird David als viertes von fünf Kindern von Laura und Kenneth Hockney geboren. Er wächst mit seinen Geschwistern in Bradford auf, wo er mit 16 Jahren auch die Kunstschule besucht. Sein Vater Kenneth ist ein Tüftler, sein Erfindungsgeist ist legendär. David Hockneys Mutter Laura ist gläubige Methodistin und strenge Vegetarierin. Ihre Kinder zieht sie liebevoll auf, muss dabei aber einige ihrer eigenen Überzeugungen verwerfen. Erst als David Hockney 45-jährig ist, begreift sie, dass ihr Sohn homosexuell ist und entschuldigt sich in einem rührenden Brief für ihre Ahnungslosigkeit.

Beide Eltern ermutigen ihren Sohn, Künstler zu werden und nach dem Art College in Bradford an die Royal Academy of Arts in London zu wechseln.

 «Am Anfang war ich an allem interessiert… Nach dem Gymnasium war es aufregend, an eine Schule zu gehen, wo ich wusste, dass mir alles, was sie von mir verlang­ten, Spass machen würde. Ich liebte alles, vier Jahre lang verbrachte ich jeden Tag zwölf Stun­den in der Kunstschule.»

David Hockney

Woman with a Sewing Machine ist eine von Hockneys frühesten Druckgrafiken. Seine Mutter Laura Hockney sass ihm dafür Modell. Die vielen Porträts der Mutter zeugen von der grossen Nähe zwischen Mutter und Sohn.

Von der Kreativität geküsst

Liebe ist für David Hockney der Ursprung von Kreativität und Kunst. So tauchen in seinen Werken immer wieder geliebte Personen und auch seine Liebhaber auf. Seinen langjährigen Partner Peter Schlesinger stellt Hockney unter anderem in einem bekannten Poolbild dar. Die zerbrochene Liebe zu Schlesinger verarbeitet er in Jack Hazans Film A Bigger Splash (GB, 1974), in dem Hockney sich selbst spielt.

Auch Gregory Evans, Hockneys ehemaliger Assistent und Partner, steht dem Künstler mehrfach Modell. Von ihm gibt es über 40 Porträts in unterschiedlichen Stilen. Hockneys Liebe gilt aber nicht nur Menschen. Seine Dackel sind ihm treue Begleiter und tauchen auch in seinen Bildern auf.

David Hockney mit seinem Dackel Stanley, 1991, © National Gallery of Australia, Canberra, Schenkung von Kenneth Tyler 2002

Celia – Hockneys Muse

Zahlreiche Personen aus seinem Umfeld hat Hockney über Jahrzehnte hinweg immer wieder in unterschiedlichen Stilen gemalt. Neben seiner Mutter ist die britische Modedesignerin Celia Birtwell sein beliebtestes Modell. Die beiden sind seit den 1960er-Jahren befreundet und der Schalk, der ihnen gemeinsam ist, verbindet sie. Neben ihrem Witz hat Birtwell als Modedesignerin auch einen Hang zum Exzentrischen. Vielleicht ist es genau das was, Hockney an ihr fasziniert.

David Hockney skizziert für das Porträt seiner Freundin Celia Birtwell, © National Gallery of Australia, Canberra, Schenkung Kenneth Tyler 2002, Foto: Kenneth Tyler
David Hockney, Celia with Green Hat, 1984, Lithografie auf Papier, 76 × 56.5 cm, Tate: Schenkung des Künstlers 1993, © David Hockney / Tyler Graphics Ltd., Foto: Richard Schmidt

«Das erste Mal habe ich David auf dem Portobello-Markt gesehen. Ich war mit einem Freund unterwegs, der ihn kannte. Er fiel einfach auf – das war immer so. Er trug eine Cordjacke und hatte blond gefärbtes Haar. Ich glaube, er fin­det mich ein bisschen lächerlich, aber es gibt da eine gewisse Zuneigung. Wenn ich ihn amü­siere, ist das ein Kompliment. Es funktioniert definitiv in beide Richtungen – er ist sehr lustig.»

Celia Birtwell, 2020
David Hockney, Mr and Mrs Clark and Percy, 1970, Acryl auf Leinwand, 217 × 308.4 cm, Tate: Schenkung der Friends of the Tate Gallery 1971, © David Hockney

Von Celia Birtwell hat Hockney viele Porträts gemacht: eine rote Celia, eine kubistische Celia oder auch ein Doppelporträt mit ihrem damaligen Partner Ossie Clark und der Katze Percy in Mr and Mrs Clark and Percy.

Love Life

David Hockney ist ein Optimist. Als während der Pandemie Projekte abgesagt oder aufgeschoben werden, als Besuche und Reisen unmöglich sind, veröffentlicht er einen Interviewband mit dem Titel «Frühling wird es wieder». Diese Zuversicht, dass das Leben schön und die Welt gut sei, begleitet Hockney sein ganzes Leben über. Selbst als in den 1980er-Jahren viele seiner homosexuellen Freunde an Aids sterben, versucht Hockney auf die schönen Dinge zu fokussieren. Seinem Freund René Amrein aus Luzern sendet er zum Tod von dessen Lebenspartner Nathan Kolodner ein Blumenstillleben und die Zeichnung LOVE LIFE. Auch René selbst ist HIV-positiv und stirbt einige Zeit später an Aids.

«Love Life» ist keine naive Haltung. Vielmehr ist Hockney überzeugt, dass bei persönlichen Verlusten oder globalen Krisen der grösste Trost in der Schönheit der Dinge liegt: in einer Welle, einer Blüte, dem Wechsel der Jahreszeiten oder dem Sonnenaufgang.

David Hockney, Still Life, 1986, Acryl auf Leinwand, Rafael Brunner, Schenkung des Künstlers an René Amrein, © David Hockney
David Hockney, Dearest Rene, Love Life, 1989, Buntstift auf Papier, Nachlass Rosmarie Amrein, Schenkung des Künstlers an René Amrein, © David Hockney